Das Rathaus in Borsdorf unmittelbar nach seiner Fertigstellung im Jahre 1928

Borsdorf
(C. Eckelt, L. Uhlmann, D. Kupfer)

Die früheste Zeit des Ortes liegt im unbekannten Dunkel. Menschliche Ansiedelungen gab es in der Region bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Ob es sich bei der Landnahme um eine slawische oder um eine deutsche Gründung handelt, ist ungewiss. Auch der Ortsname konnte bisher in seinem Bestimmungswortteil nicht zweifelsfrei slawischer oder deutscher Herkunft zugeordnet werden.

In der Schreibweise „Borsdorph“ ist uns die Existenz der Ansiedelung Borsdorf im frühesten bisher aufgefundenen schriftlichen Geschichtszeugnis belegt. Es handelt sich um eine erhalten gebliebene und jetzt im Domstift Merseburg verwahrte Besitzwechselurkunde zum Landausgleich zwischen zwei Brüdern gleichen Namens, derer Hoyer Edler von Friedeburg. Das mit Wachssiegeln versehene Pergament enthält zweifelsfrei die Datierung vom 26. Juli 1267.

Bereits 1270 gelangte das Dorf Borsdorf durch Verkauf an das Bistum Merseburg und von hier nach reichlich einhundert Jahren durch Verzicht und mit Vertrag vom 28. Juni 1381 an die Markgrafen zu Meißen, den späteren Kurfürsten von Sachsen. Als Lehen vergeben, erlebte Borsdorf mehrfachen Besitzerwechsel, um ab 1609 bis zum Jahre 1818 nahezu ununterbrochen den Grund- und Gerichtsherren der Familien Aus dem Winckel und von Bodenhausen vom Rittergut Brandis zu gehören. 1818 gelangte die Brandiser Grund- und Gerichtsherrschaft mit dem Verkauf durch Gottlob von Bodenhausen an Friederike Schirmer in bürgerliche Hände. Borsdorfs Erbuntertänigkeit endete 1839.

Die ursprüngliche Flurfläche Borsdorfs betrug in jetzt gebräuchlicher Maßeinheit etwa 172ha = 1,72km2.

Ein frühes, im Jahre 1551 erteiltes Steuerverzeichnis führt für Borsdorf neun Steuerpflichtige auf. Über das Vorhandensein von mehr als zehn Bauernwirtschaften wird zu keinem Zeitpunkt berichtet und die Einwohnerzahl überschritt erst um 1830 geringfügig die Größe von einhundert Seelen. Somit verharrte das kleine Bauerndorf Borsdorf bis zum Jahre 1871, also etwa sechshundert Jahre lang, in Gleichförmigkeit, bis ein Umstand eintrat, der es sich von allen umliegenden Orten herausheben und es zu einem besonderen Ort werden ließ:

Eine sich 1871 gründende Leipzig – Borsdorfer Baugesellschaft kaufte das Bauernland auf, parzellierte es im Südteil des Ortes zu Baugrundstücken für eine Landhausbesiedelung und gab Raum für eine Wohnbebauung und für eine Industrieansiedelung im Norden.

Bereits 1743 war die Hohe Landstraße, die bis dato über Panitzsch führende große Ost-West-Verbindung, über Borsdorf mit hiesiger Parthe-Überquerung geleitet worden.

1839 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten große Ferneisenbahnstrecke Leipzig – Dresden. Beide dieser Ereignisse hatten es jedoch nicht vermocht, eine sich wesentlich verändernde Entwicklung für Borsdorf einzuleiten. Diese trat jetzt entschieden ein. Mit der Planung und Verwirklichung eines geometrischen Straßennetzes und der Vergabe großzügig vermessener Baugrundstücke und mit der Errichtung überregional bedeutsamer Fabrikanlagen waren in vorteilhafter Lage und Entfernung von der Großstadt Leipzig allerbeste Entwicklungs-Bedingungen entstanden. Borsdorf wurde zur Sommerfrische auch für Stadtwohnungen besitzende Wohlstandsbürger. Schon kurz nach 1900 überstieg die Einwohnerzahl das zweite Tausend und 1925 wohnten hier über 3000 Einwohner. Der Baumeisterfamilie Wilhelm ist die aus früher Zeit stammende homogene Villenbebauung zu danken. Ein reiches Vereinsleben, eine Schule modernster Bauart, Sport- und Parkanlagen und mehrere Gaststätten entstanden. Bereits 1890 wurde das1880 in Leipzig gegründete Martinstift nach Borsdorf verlegt. Gemeinsam mit dem 1894 in Borsdorf eingeweihten Frauenheim sind diese Einrichtungen als „Vereinigte Anstalten der Inneren Mission“ noch heute im Ort ansässig.1881 gewährt Borsdorf den in Auswirkung des Sozialistengesetzes aus Leipzig kommenden August Bebel und Wilhelm Liebknecht Aufenthalt.

Der erste Chronist Borsdorfs, Paul Hentschel (1858-1927) wird in seiner 1906 erschienen Ortsgeschichte das Dorf einen „so viel des Schönen bietenden Ort“ nennen und der für die frühen Ansichtskarten bedeutsame Lithograph und Verleger J. W. Kox benennt es auf einer Serie von Karten als „Blühender Ort“.

Der 1913 an der östlichen Flurgrenze fertiggestellte 38 Meter hohe Wasserturm gilt seither als das unübersehbare Wahrzeichen des Ortes.

1928 öffnete sich die Tür zu einem repräsentativen Rathausbau und 1967 konnte in einer hierfür schwierigen Zeit nach mehrjähriger Bauzeit eine erste eigene Kirche geweiht werden.

Seit eh und je ist der Ort Geburts- und/oder Aufenthaltsort bedeutender Künstler, Sportler und Kulturschaffender gewesen. Genannt werden sollen hier lediglich beispielhaft der Maler Hugo Oehmichen, der Maler und Bildhauer Johannes Göldel, der Leipziger Theaterdirektor Max Staegemann, der Komponist Ottmar Gerster, der Maler Albrecht Gehse und der Olympiasieger Christoph Höhne.

Heute gehören zu Borsdorf die ebenfalls im Partheland gelegenen Ortsteile Panitzsch, Cunnersdorf und Zweenfurth.

Borsdorf besitzt ein modernes Gymnasium, verfügt in mehreren Ortsteilen über Feuerwehrdepots und seit 2018 über eine moderne große Sporthalle.

Ebenfalls hinzugekommen ist im Jahre 2018 der dem Rathaus gegenüber liegende Marktplatz.

Eine Vielzahl von nach der Wende gegründeter Vereine bereichern die kulturellen und sportlichen Betätigungsmöglichkeiten. Neben bereits vorhandener Bibliothek entstand 1996 erstmalig im Ort ein Heimatmuseum. Es wird von der Gemeinde großzügig unterstützt und vom Heimatverein für Borsdorf und Zweenfurth e.V. betreut.

Im Museumsgebäude, es handelt sich um das restaurierte, bereits 1627 schriftlich erwähnte ehemalige Borsdorfer Hirtenhaus, werden durch gegenwärtig sieben engagiert ehrenamtlich tätige Mitarbeiter in allwöchentlicher Öffnungszeit von freitags 16.00 bis 18.00 Uhr kompetente Auskünfte zu allen ortsgeschichtlichen Fragen erteilt. Sonderausstellungen ergänzen die ständig zu besichtigenden umfangreichen Sammlungen.

Territorialpolitisch ist Borsdorf dem Landkreis Leipzig zugeordnet. Auf seiner Gesamtfläche einschließlich der Ortsteilflächen von 15,56 km2   leben jetzt 8200 Einwohner.

Panitzsch und Cunnersdorf
(nach einer Zusammenstellung von Angela Neubert)

Panitzsch wurde in einer stiftsmerseburgischen Besitzurkunde für die Brüder von Friedeburg 1267 erstmals erwähnt. In diesem Jahr wurde die Teilung des Friedeburger Besitzes vollzogen und die „Villa Bansc“ gehörte nunmehr Hoyer dem Jüngeren von Friedeburg. Villa heißt Dorf und Bansc stammt vermutlich aus dem polnischem und lässt sich am besten als Tal übersetzen Panitzsch, das Dorf im Tal der Parthenaue.
Die Siedlung war vor allem von wirtschaftlicher Bedeutung, denn sie lag auf dem Weg nach Leipzig. Besonders die von Osten her zur bereits etablierten Leipziger Messe herbeiströmenden Kaufleute durchquerten den Ort und ließen sich hier zur Rast nieder.
Cunnersdorf wurde erstmals 1500 erwähnt, das sich vom einzelnen Gut zum späteren Großgut und Rittergut entwickelte. 1607 ging das stark verschuldete Cunnersdorf an den Leipziger Rat.
Von 1697 bis zu seinem Tode war Johann Jacob Vogel Pfarrer von Panitzsch, einer der ersten sächsischen Geschichtsschreiber u. a. Verfasser der „Annales Lipsiae“.
Bereits im 18. Jahrhundert besaß Panitzsch eine von der Kirche getragene Schule und einen Gasthof. Der „Blaue Engel“ war die letzte Raststätte für viele Kaufleute, Händler und Reisende, die von Osten her nach Leipzig zogen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte der Ort rund 300 Einwohner.
Panitzsch, als Leipziger Randgemeinde, nahm ständig zu und zählte bis 1945 1.500 Einwohner.
Zu dem Ort gehört die Dreiecksiedlung. Sie entwickelte sich durch die Entstehung von Gartenbaubetrieben und durch die Bebauung von Wohnhäusern und Gartenanlagen.
Bis 1911 war Panitzsch rein ländlich geprägt, 1912 setzte durch den Bau einer Villen-Kolonie an der Borsdorfer Straße die Entwicklung zu einem Landhauswohnort ein, die durch den 1. Weltkrieg zum Stillstand kam.
1921 wurde Cunnersdorf nach Panitzsch eingemeindet.
Eines hat allen Wirken der Geschichte getrotzt: Panitzschs Kirche. Ihre Existenz lässt sich über den Beginn der Ortsgeschichte datieren. Bei jüngsten Grabungen im Inneren der romanischen Kirche aus der Zeit von 1200/1220 wurden Bodenverfärbungen entdeckt, die auf den Holzpfostenbau einer kleinen Missionarskirche um 1080 hinweisen, den derzeit ältesten bekannten Kirchenbau in unserem Raum.
In Panitzsch wird die Erinnerung an die hier von 1929 bis 1944 praktizierende Ärztin Dr. Margarete Blank wach gehalten, die am 8.2.1945 von den Nazis hingerichtet wurde.
Seit 1990 hat sich die Bevölkerungszahl von Panitzsch durch den Bau neuer Wohngebiete verdoppelt und zählt 3090 Einwohner.
Seit 1999 ist Panitzsch mit Cunnersdorf und der Dreiecksiedlung ein Ortsteil von Borsdorf.

Zweenfurth
(nach einer Zusammenstellung von Eckhard Uhlig vom Heimatverein Borsdorf e.V.)

Im Jahr 1264 wird „Zwenuordin“ erstmalig in einer Verkaufsurkunde erwähnt.
Das Kloster St. Thomas zu Leipzig erwarb Zweenfurth zusammen mit der Mark Wehrbruch im Jahr 1390. Nach der Säkularisierung der Klöster schenkte Herzog Moritz von Sachsen 1544 das Dorf zusammen mit vier weiteren Dörfern der Universität Leipzig. Diese gingen damit als „Universitätsdörfer“ in die Geschichte ein.
Im 17. Jahrhundert brandschatzten schwedische Soldaten mehrfach große Teile von Zweenfurth. Ein großes Feuer zerstörte zahlreiche Gebäude, darunter Schule, Mühle, Brauhaus, Schmiede und Gemeindehaus und stürzte die Betroffenen in große Armut. Die Napoleonische Armee lag 1813 mit ca. 3000 Mann in den Fluren von Zweenfurth.
1844 wurde das baufällige gewordene Kirchenschiff abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der 1719 errichtete Kirchturm, in dem eine 1492 gegossene Glocke hängt, erlitt mehrfach durch schwere Unwetter große Schäden.
Im Jahr 1925 wurde die Zweenfurther Schule geschlossen. Die Kinder gingen dann in Borsdorf zur Schule.
Zum Ende des 2. Weltkrieges besetzten die Amerikaner am 17. April Zweenfurth. Sie  wurden später durch Sowjettruppen abgelöst. Insgesamt 49 Zweenfurther Bürger wurden Opfer dieses Krieges. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich ein beachtliches kulturelles Leben.
1957 kam es zu einer Umstrukturierung der Parochie Beucha, zu der Zweenfurth jahrhundertelang gehörte, und wurde nun der Kirchgemeinde Borsdorf angeschlossen.
Die Zusammenlegung von Borsdorf und Zweenfurth fand 1973 statt.
Das 750. Jahr der Ersterwähnung beging Zweenfurth im August 2014 mit einem großen Festumzug und zahlreichen Veranstaltungen. Die Einwohnerzahl betrug zu dieser Zeit ca. 1075 Personen.